Anlässlich des 50-jährigen Vereinsjubiläums erinnerte sich unser Gründungsmitglied Bruno Huber wie folgt:

Im Sommer 1948 gründete Anton Frey, kaum aus der Gefangenschaft heimgekehrt, mit einigen Gleichgesinnten den damaligen Sportverein Bodnegg. Er wohnte bis zuletzt in Kressbronn und ist leider am 24.Juni 1993 verstorben.

Die Gründer hatten einen schweren Stand, denn es war einfach nichts da und zudem wurde ihrem Vorhaben viel Skepsis entgegengebracht. Sportkleidung, Fußballschuhe, Bälle, einfache Holzbalken als Tore mussten buchstäblich aus eigener Tasche bezahlt werden. Die “DM“ war zu diesem Zeitpunkt noch neu und sehr knapp. Jede Ausgabe für den Fußballsport bedeutete also ein sehr großes Opfer.

Die Damaligen schafften diese schwierigen Hürden trotzdem und nach wenigen Übungsstunden, wenn man diese überhaupt so nennen darf, wagte es Anton Frey mit seinen Mannen, sich einem intakten Spielpartner zu einem Freundschaftsspiel zu stellen. Mit „Deutschle’s Milch-Lkw“, auf den ein paar Holzbänke gestellt wurden, fuhr die Mannschaft mit einigen Schlachtenbummlern nach Kressbronn. Überraschend trennte sich der SV Bodnegg von Kressbronn II mit einem 4:4 unentschieden. Übrigens war vorgenannter Lkw seinerzeit das einzige Fortbewegungsmittel zu Auswärtsspielen – für heutige Zeiten einfach undenkbar! Dass bei dem erwähnten ersten Spiel eine Häfler Leihgabe, Georg Wetzel, mitspielte und allein drei der vier Bodnegger Treffer erzielte, wurde in der großen Freude über den Ersterfolg großzügig übersehen. Doch bei den nächsten Spielen stellte sich schnell heraus, dass in der Bodnegger Mannschaft kein Wetzel-Schorsch mehr mitwirkte und so stand der SV Bodnegg bald auf dem Boden der Tatsachen. Spiel um Spiel wurde meistens zweistellig verloren. Wenn dies nicht der Fall war, feierte man diesen Erfolg fast wie einen Sieg. Egal, wie das Spielergebnis ausfiel, wurde anschließend viel gesungen, gleichgültig ob man mit schmalem Geldbeutel in Bodnegg oder beim Gastverein einkehrte. Irgendwie ist man heute geneigt, diesem netten Brauch nachzutrauern.

Im Lauf der Zeit fasste das Fußballspiel auch in Bodnegg festen Fuß, die Spielergebnisse wurden knapper und dann und wann stellte sich auch ein Sieg ein. Ein großer Fortschritt war zu verzeichnen, als man sogar eine zweite Mannschaft aufstellen konnte.
Verheißungsvoll für den Verein war eine außergewöhnlich starke Schülermannschaft, aus der viele späteren „Aktiven“ hervorgingen: Helmut Bayer, Dominikus Heine, Herbert Hänsler, Hans und Lothar Mösle, Baptist Rist, Magnus Keckeisen, Manfred Stahl, Horst Schwohl und Hermann Winter.

In der Erstgeschichte des Vereins dürfen auch einige auswärtige Spieler nicht unerwähnt bleiben, die für heutige Verhältnisse einen Idealismus sondergleichen aufbrachten. So kamen beispielsweise Karl Dausch und später auch sein Bruder Werner aus Weingarten, Erich Stern aus Blitzenreute, Hubert Dieterle und Rudi Diesch aus Friedrichshafen, Josef Müller und Georg Veeser aus Knollengraben und andere mehr mit dem Fahrrad bei Wind und Wetter zum Spiel nach Bodnegg.

Die wohl größten Schwierigkeiten hatten aber Bodneggs Fußballer mit der Sportplatzfrage zu bestehen. Der heutige Fußballplatz war damals nur eine Moorwiese, wiederholt mussten die ärgsten Unebenheiten wie Baumstümpfe, Steindrainagen und gefährliche Löcher notdürftig beseitigt werden. Aber es blieb alles nur Stückwerk und von den Gästen wurde das Spielfeld eben als „Kartoffelacker“ betitelt. Immer wieder suchte man einen Wiesenbesitzer, der eine einigermaßen ebene Wiese für ein paar Wochen zur Verfügung stellte und so gab es Stationen in Widdum, Steinhaus, Rosenharz und Lachen.

Viel moralische Unterstützung durften die Bodnegger Kicker durch den damaligen Bürgermeister Rudolf Herrmann erfahren. Er fehlte bei keinem Spiel der Bodnegger und ermunterte die Mannschaft immer wieder.

Im Jahre 1951 wurde anlässlich einer Vollversammlung der Sportverein Bodnegg in den Turn- und Sportverein Bodnegg e.V. umgewandelt. Den Vorsitz des erweiterten Vereins übernahm damals Oberlehrer Ernst Litschmann. Viel für den Verein tat auch Martin Saier als Turner und später auch als Fußball-Jugendleiter. Nicht vergessen werden darf auch Josef Hotz, der mit seiner Mädchen-Turnriege manchen Siegerkranz holte und dann auch die Jedermann-Sportgruppe ins Leben rief.

Unter Bürgermeister Heinz Lang ging ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung, als 1963 mit dem Sportplatzbau auf der bisherigen Moorwiese begonnen wurde. Durch Veranstaltungen verschiedenster Art, Schrottsammlungen und Spenden brachte der TSV 15.000,– DM an Kostenzuschuss zusammen, hinzu kamen viele freiwillige Arbeitsstunden, die von den Sportlern geleistet wurden. Zwischenzeitlich musste das Spielfeld aber wieder saniert werden, da sich der Untergrund einfach als zu sensibel erwies.
Während den Arbeiten am Bodnegger Sportplatz fand der TSV großzügige Hilfe seitens der Gastwirtfamilie Rist in Dürrnast, wurde uns doch dort eine sehr geeignete Wiese als Fußballplatz überlassen. Überhaupt war in Dürrnast eine schöne und zudem erfolgreiche Zeit.

Eine beachtliche Spielstärke erreichte die Bodnegger Mannschaft, als mit Karlheinz Hafen erstmals ein wohl kompetenter Spielertrainer gewonnen werden konnte. Als Glücksgriff erwies sich auch Horst Dern, der nach seiner Aktivenzeit als Torwart sich der Jugendarbeit verschrieb und von dessen Jugendmannschaften der TSV lange Jahre zehren konnte.

Nicht zu vergessen ist die außergewöhnliche Integration von einigen Ravensburger Fußballkameraden in den Sechzigerjahren wie Gustl Amann, Wilfried Engels, Martin Gresser, Alfred Haller, Werner Heyler und Heinz Prinz, die sich viele Jahre in Bodnegg wohl fühlten und als echte Amateure nie einen Pfennig forderten oder bekamen.

Selbstverständlich hatte die Fußballabteilung in all den Jahren zwischendurch auch schwierige Zeiten zu überstehen, insbesondere dann, wenn durch Wegzug von Spielern, Wechsel von Eigengewächsen zu höherklassigen Mannschaften oder wenn aus beruflichen oder familiären Gründen die Fußballstiefel an den berühmten Nagel gehängt wurden, Lücken im Mannschaftskader auftraten. Aber irgendwie ging es immer wieder weiter, getreu nach dem alten Fußballerlied „… und wenn der ganze Sportplatz unter Wasser steht, der TSV, der wird nicht untergeh’n!“

1974 war es Dominikus Heine, damals 1. Vorsitzender des Gesamtvereins, der sich an den Bau eines Sportheims heran wagte. Eine mehr oder weniger abbruchreife Holzbaracke wurde in Ravensburg erworben und nahe der Dorfstraße aufgestellt. Von außen sieht man dem Sportheim nicht an, wie schön und gemütlich es drinnen eingerichtet ist. Inzwischen ist das Sportheim aus dem Vereinsleben einfach nicht mehr wegzudenken.

Einen Ruck nach vorne wollte der mit viel Engagement tätige Abteilungsleiter Leopold Stier erreichen, als er im Jahr 1989 Peter Rebstock vom TSV Eschach als Spielertrainer nach Bodnegg holen konnte. Nach einem Jahr des beachtlichen Aufbaus wurde tatsächlich in der nachfolgenden Spielsaison um den Aufstieg mitgespielt und dieser nur knapp verpasst. Ausgerechnet Peter Rebstock hatte das Pech, im entscheidenden Spiel in Molpertshaus einen Elfmeter nicht verwerten zu können. Die Enttäuschung über den Misserfolg, wenn man ihn so nennen darf, traf ihn und einige Akteure so sehr, dass sie den TSV verließen und eine andere sportliche Herausforderung suchten. Leider musste Leopold Stier zum Ende dieser Rebstock-Jahre auch feststellen, dass im Bestreben nach Höherklassigkeit die Jugendarbeit ins Hintertreffen geraten war. So kommen gerade im Jubiläumsjahr keine Jugendspieler ins Aktivenlager. Inzwischen wird aber im TSV lobenswerterweise viel für die Jugendarbeit getan, In den zurückliegenden 2 Spieljahren hatte der TSV Markus Kleiser vom TSB Ravensburg als Spielertrainer verpflichtet. Unter seiner Regie konnte der TSV zwar keinen Meistertitel holen, aber dennoch achtbare Erfolge erzielen. In die neue Saison 98/99 geht Bodnegg mit dem Eigengewächs Armin Wiedmann als Spielertrainer. Ihm und seinen Spielern gilt unser aller Wunsch auf guten Fußball, bete Kameradschaft und Mannschaftserfolg.

Mit Bestürzung mussten Bodneggs Fußballer und die Vereinsleitung den unerwarteten Tod von Abteilungsleiter Leopold Stier verkraften. Er starb am 17.01.1997 an den Folgen eines Herzinfarktes und hinterließ eine schmerzliche Lücke. Unser „Polde“ war auch der Motor für einen An- und Umbau des Sportheims, das heute sehr gut in das Dorfbild passt. An die Stelle von Leopold Stier wählten die Aktiven den bisherigen Mannschaftsbetreuer und früheren Torwart Helmut Straub zu seinem Nachfolger.

Im Verlaufe der Jahre und Jahrzehnte engagierten sich in Bodnegg Sportinteressierte, die sich um die Gründung zusätzlicher Sportabteilungen mehr oder weniger erfolgreich bemühten. So war es Rudi Rybarsch, später 1. Vorsitzender des TSV und bisher einziger Ehrenvorsitzender, der eine Tischtennisabteilung gründete. Erst viel später etablierten sich Volleyball, Taekwondo, Jazztanz und Handball. Letztere Abteilung wurde zwischenzeitlich wieder aufgelöst.

Eine Wucht war viele Jahre lang der Bodnegger Sportlerball. Leider konnte diese Traditionsveranstaltung nicht mehr fortgeführt werden, da die nötigen Köpfe teilweise von Bodnegg wegzogen, andere nicht mehr den Dampf zum Weitermachen aufbrachten.

Vieles gäbe es aufzuzählen aus den vergangenen fünf Jahrzehnten, dies würde aber zu weit führen. Beim Jubiläumstreffen werden aber bestimmt in persönlichen Gesprächen viele Erinnerungen aufgefrischt.

Für die Zukunft wünscht der Verfasser dieser Rückschau dem Turn- und Sportverein Bodnegg eine weiterhin gedeihliche Entwicklung, vor allem hofft er auf eine verstärkte und erfolgreiche Jugendarbeit, damit die Arbeit und Mühen der Vereinsgründer von 1948 ihre Bestätigung finden, zum Wohle und Ansehen des Volkssports in der Gemeinde Bodnegg

gez. Bruno Huber